Einsichten in einen Shitstorm

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IMG_3804Am Freitag Abend um 22:07 stellte ich auf Facebook einen Aufruf für eine Kundgebung am darauf folgenden Montag um 18:30 online. Das war eine empörte Reaktion auf zwei Aufrufe der AfD. Der erste Aufruf erfolgte ohne Details um 17:33, den sah ich vor dem Sport, den zweiten direkt von Stephan Räpple als ich gegen 20:30 vom crossfitt heim kam. Ich versuche mal den Hergang der Ereignisse schön darzustellen.

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Die AfD rief übrigens nicht schon am Mittwoch zur Demonstration auf, als die erste Pressemitteilung der Polizei bekannt wurde, sondern erst als sie die zweite Pressemitteilung der Polizei bzw. den Artikel der Bild Zeitung kannten, aus dem hervorging, das es sieben Syrer waren.

Im Interview mit der Badischen Zeitung habe ich versucht es darzulegen:

„Ich bin seit längerer Zeit entsetzt darüber, dass immer wenn eine Frau vergewaltigt oder ermordet wird, das sofort politisch ausgeschlachtet wird. Diese Straftaten werden zur Hetze gegen Flüchtlinge und Ausländer genutzt.

Ich habe den Eindruck, dass die Menschen, die das tun, für solche Fälle nicht nur schon eine Strategie parat haben, sondern sogar schon die Vorlage für das Share-Pic auf dem Rechner liegen haben. Sie wissen genau, was die Trigger sind, und sie haben die Leute im Netz zusammen, die diese Sachen verbreiten. Das finde ich sehr zynisch. Da geht es nicht um das, was der Frau passiert ist. Es geht darum, einen Erregungszustand zu erzeugen oder aufrecht zu erhalten, der für ein politisches Geschäftsmodell gebraucht wird.“

Für mich war es ein doppeltes zum Opfer machen der Frau: Das erste Mal durch die Tat an sich und das zweite Mal durch das Ausnutzen der Wut und Erregung über die Tat. Das wollte ich nicht hinnehmen.

Gleichzeitig war es mir wichtig und wurde für mich auch im Laufe des Nachdenkens immer wichtiger, das ich auch ein Zeichen gegen die Tat, also gegen die Sexuelle Gewalt setze, die Frauen angetan wird. Und ich wollte eine Kundgebung, eher keine Demonstration, an der alle Menschen teilnehmen können. Bewußt sollte es keine Demo gegen die AfD oder gegen Rechts sein, wie immer wieder falsch unterstellt wurde von geigneten Kreisen.

Auch Menschen die auf eine AfD Demo gehen, haben das Recht zu demonstrieren, sie sind genauso Grundrechtsträger wie wir. Deswegen wollte ich auch keine Aktion bei der die AfD Demo blockiert wird oder auch das Demonstrationsrecht der AfD von der Polizei durchgesetzt werden muß.

Aber weiter zum Shitstorm. Der Begann so richtig als mich am Samstag Morgen der Chefredakteur der Jungen Freiheit retweetete und dann das rechte Blog philosophia perennis einen Text verfasste, in dem der Aufruf so verdreht wird, das ich zu einer Demo gegen Rechts aufgerufen hätte.

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David Berger von PP fügte dann noch den zynischen Hinweis unter seinem Artikel hinzu: „Wir haben hier seinen Aufruf verlinkt, um unseren Text nachprüfbar zu gestalten u. bitten beim Kommentieren höflich zu bleiben! Der Politiker scheint ohnehin durch die zu 99% negativen Reaktionen auf seine Aktion sehr überfordert zu sein.

David Berger war übrigens mal Theologie Professor, ist habilitiert und durfte dann wegen seines Outing nicht mehr weiter arbeiten.

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Tatsächlich war ich vom Shitorkan am Samstag morgen überfordert, an moderieren außerhalb von löschen, war nicht mehr zu denken. Die meisten Kommentare ware auch beleidigend, teilweise enthielten sie auch vaage Drohungen. Auch einige Freunde die spontan beim moderieren mithalfen, konnten sich dieser Flut kaum entgegenstellen. Bewußt entschied ich mich jedoch dazu beide Posts online zu lassen, zum einen weil sich die üblen Kommentare dort bündelten und so ein Überschwappen auf andere Einträge oder gar mein Privatesprofil zu vermeiden.

Das wurde erst besser als am Morgen des Sonntag die Leute von #ichbinhier eingriffen und wir auch Strategietipps von ihnen bekamen.

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Unter den Kommentaren waren auch immer wieder Wünsche nach Vergewaltigung meiner Person, meiner Angehörigen oder Drohungen.

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Meine Facebook Seite hat erschreckende Zugriffszahlen und die Aufrufe wurden über 900 mal geteilt. Die AfD schaltete zeitgleich mit dem Begin der Kundgebung noch mal ein eigenes Scharpic online, auch diverse AfD Gliederungen reagierten mit eigenen Facebookposts.

Während ich also am Sonntag, Montag und Dienstag jeweils 8 Stunden Krankenwagen fuhr, war ich zum einen beschäftigt zu moderieren, zum anderen mußte ich aber auch Medienanfragen beantworten. Der emotionale Höhepunkt des Shitorkans war dann erreicht, als mir am Montag ein Freund eine whatsapp Nachricht schickte:

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Darauf hätte ich gerne verzichtet (Zum Faktenfinder Artikel). Und damit wurde dann aber auch deutlich mit wieviel bewußten Falschbehauptungen im Umfeld der AfD und von Seiten der AfD hantiert wird. Etwa das ich Mitglied der Grünen sei, was seltsamerweise auch in einer Reihe von normalen Medien einfach unhinterfragt übernommen wurde. Etwa vom Neuen Deutschland. Die zwar über mich geschrieben haben aber nie mit mir Kontakt aufgenommen. (Auf meinen Tweet haben sie es geändert). Auch bei der Welt scheint man das trotz langem Telefonat nicht verstanden zu haben.

Es sollte jedem klar sein, das so ein Shitstorm nicht organisch entsteht, weil „das Volk“ sich erregt, sondern es gibt bewußt zentrale Accounts die ihn steuern.

Öffentlich beigestanden sind mir dann mehr einzelne Personen aus den Grünen und die Freiburger SPD die auch einen Aufruf online gestellt hat.

Ganz anders war dagegen das Bild im realen Leben. Offline gab es nur einen blöden Kommentar, der auch eher Sympathie mit mir erregt hat und auch von einer Person kam von der man das erwarten konnte. Und einmal eine Diskussion. Und ein Bürger hat angerufen, der war aber auch höflich und hat sogar seinen Namen gesagt.

Darüber hinaus haben ganz viele Leute, auch solche mit denen ich schon lange nicht mehr Kontakt hatte, Sympathie und Unterstüztung signalisiert. Aber auch sehr praktisch geholfen, da gab es den Bekannten der einfach zur Kundgebung seine Soundanalge gebracht hat oder die Freunde die beim moderieren halfen.

Soviel zum Shitstorm, zum Verhältniss von zwei Demonstrationen und den unterschiedlichen Sichtweisen werde ich sicher auch noch was schreiben.

 

 

 

 

 

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